© GENKIDO / Stefan Pawlitke

Ishu Jiai
(異種試合)

Üblicherweise kennt man im Kampfsport Auseinandersetzungen zweier Kämpfer nach Regeln. Auf sportliche Weise messen sich diese mittels gleichen Kampfstils. Oft haben diese auch, falls erlaubt, jeweils die gleichen Waffen zur Verfügung, sind von ähnlicher Gewichtsklasse; besitzen ähnliche Erfahrung. Dieses Konzept dient zum fairen und sicheren Vergleich der Fertigkeiten beider Gegner.

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Ein eigentlicher Kampf, also jenem in einer Schlacht, ist gänzlich anders geartet. In einem solchen Aufeinandertreffen, wie es im Altertum vorkam, war es üblicher Weise nicht möglich sich den Gegner zu wählen. So trafen Kämpfer unterschiedlicher Reife und Fertigkeiten aufeinander. Die Kämpfer mussten sich je nach Konstellation der Waffen (oder auch ohne) neuen Herausforderungen stellen und ihre Kampfweise anpassen. Für einen solchen Kampf mit so unterschiedlichen Aspekten war viel Erfahrung, Charakterstärke und Raffinesse nötig.

Hier fanden sich dann „go-no-sen“; „sen-no-sen“ und „sensen-no-sen wieder - wichtige Elemente eines ishu-jiai – auch heute noch. Über die Wichtigkeit dessen, schrieb bereits Miyamoto Musashi  (宮本 武蔵) in seinen Texten. Auch, dass die Kämpfer nicht nur ihre Waffe kennen sollten sondern auch alle anderen Waffen für den Fall eines solchen Kampfes.

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In heutiger Zeit sind solche Kämpfe oft noch in den Kampfkünsten zu finden. Das Element eines Kampfes ist die Verschiedenheit der Situationen und der Gegner. Diese überlieferten Kampfsysteme beinhalten je nach Stil, jeweils unterschiedliche Waffen und auch Freihandtechniken. Natürlich finden solche Kämpfe heutzutage mit entsprechenden Regeln statt, damit Gesundheit und Anstand gewahrt bleiben. Schließlich geht es in den bis heute überlieferten Schulen nicht mehr um die totale Zerschlagung des Gegners, sondern um Wachstum, Entwicklung und Gesundheit beider Kämpfer. Dennoch werden in den alten traditionellen Schulen der Kampfkünste bis heute Technik, Taktik und Strategie zur endgültigen Niederschlagung gelehrt – dies allerdings in kata.

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Das zuvor beschriebene Wetteifern zweier unterschiedlicher Gegner in den heutigen Kampfkünsten, wird mit dem Begriff ishu-jiai (異種試合) bezeichnet. Im ishu-jiai kann man auf diese Weise zum Beispiel Kämpfe zwischen Aikidô und Pencak Silat sehen oder zwischen Kalarippayat und Sambo.... Bewaffnet gegen Unbewaffnet; Verwendung unterschiedlichster Waffen.... Die Kombinationen sind vielfältig, denn auch wenn wir uns mit „ishu-jiai“ eines japanischen Begriffes bedienen, so ist die Idee und Umsetzung nicht allein auf japanische Kampfkünste begrenzt. *

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Ishu-jiai dient nicht zum Ermitteln des besseren Kämpfers. Im Vordergrund steht für jeden der Widersacher, mit der Herausforderung und den momentanen, teils gravierenden, Umständen eines solchen Kampfes umzugehen. So können die scheinbaren Vor- und Nachteile plötzlich nicht mehr ausgewogen sein, sondern gänzlich auf Seiten eines der Kämpfer liegen oder auch umgehend zum anderen Kämpfer hinüberwechseln. Dennoch die Herausforderung anzunehmen und sich durchzusetzen, bedarf jahrelangen Trainings und hohen Könnens der eigenen Kampfkunst und ggf. verwendeten Waffe.

Da noch nicht die Möglichkeit besteht bei GENKIDO Kendô zu erlernen, wohl aber Naginata, soll ishu-jiai im Folgenden kurz aus Sicht der Naginatakampfkunst etwas näher erläutert werden.

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Sprechen Kendô- und Naginatatrainierende von ishu-jiai, so ist oft der Kampf zwischen eben diesen beiden Disziplinen gemeint. Also der Kampf zwischen Schwert und Schwertlanze. Tatsächlich sind kata der alten Naginataschulen auf eine Auseinandersetzungen gegen verschiedenste Waffen fokussiert. So sieht man in den überlieferten Abläufen nicht nur die Naginata sondern als Gegenpart auch das Katana, Wakizashi, Tanto, Kusarigama, den Jô, …

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Bei einem Kampf zwischen Naginata und Kendô, liegt der scheinbare Vorteil zunächst auf Seiten des Lanzenkämpfers. Durch größere Reichweite hat dieser den Vorteil den Gegner zu attackieren bevor dieser wiederum selbst einen Schlag ansetzten kann. Auch ist es dem Naginataka gegeben aus einem umfangreicherem Repertoire von Angriffstechniken und Kontertechniken zu schöpfen. Denn er kann hierfür auch das Ende und den Mittelteil seiner Waffe einsetzen.
Hinzu kommt für ihn die Möglichkeit seine Handpositionen an der Waffe zu verändern. Somit ergibt sich die Möglichkeit Techniken aus mehreren Richtungen und von beiden Seiten auszuführen.
Dem Kendôka bleibt zunächst die Aufgabe die Langdistanz des Naginataka zu unterlaufen ohne dabei getroffen zu werden. Gelingt es dem Kendôkämpfer die Langdistanz des Gegners zu überwinden und somit in den eigenen optimalen Kampfabstand zu gelangen, so wandeln sich Vor- und Nachteil eines solchen ishu-jiai schnell zu Gunsten des Kendôkämpfers...

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Kendô mit fixierter Handposition auf frontale Kursdistanz angepasst und Naginata mit variablen Handpositionen auf wechselseitige Langdistanz ausgerichtet - eine reizvolle Mischung.

Natürlich haben diese beiden Kampfkünste entsprechende Techniken für verschiedenen Distanzen. So auch für Kurz- und Nahdistanz. Entscheidend ist ob ein Kämpfer dies zu nutzen weiß.....

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Ein ishu-jiai bleibt also unter verschiedenen Gesichtspunkten spannend und interessant. Kendô kann bei  GENKIDO zur Zeit noch nicht erlernt werden. Doch gibt es seit 2012 eine wachsende und erfolgreiche Naginatagruppe. So ist es auch möglich ishu-jiai zu sehen und selbst in einem zu kämpfen. Letzteres erst ab entsprechender Reife. Denn wie eingangs erläutert – Wachstum und Entwicklung als auch Gesundheit sind Maßgeblich in den Kampfkünsten.


* An dieser Stelle wird angemerkt, dass auf dieser Seite ausdrücklich nicht Kämpfe des „Mixed Martial Arts“, „Vale-Tudo“, „Pancrase“, „Free-Fight“, u.ä. … gemeint sind, unterstützt bzw. beworben u.ä. werden.


 

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