20. Schwertkämpfertreffen
Internationale Workshops und Vorführungen
Erstmals mit Naginata-Workshop von GENKIDO
Die Naginataka im TV
Bernau
(11./12. März 2017)
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Dass die Vergangenheit manchmal ganz nah und spürbar sein kann zeigt sich nicht nur wenn man in Archiven stöbert, sondern auch wenn Historikvereine, die Geschichte pflegen und bewahren, aufwarten und sich präsentieren. Aber auch dann, wenn Geschichte geschrieben wird. Genau dieses Gefühl der Zeitreise gab es beim 20. Schwertkämpfertreffen in Bernau und vier Wochen danach.
Die am Anfang des
13. Jahrhunderts gegründete Stadt Bernau hatte bis dato so manch denkwürdige Ereignisse zu verzeichnen: Feuersbrünste, Tuch- und Bierproduktion, Hussitenkriege, Pest, Hexenverbrennungen,...
An Letzteres erinnert nicht allein seit 2005 ein Denkmal direkt neben dem Henkerhaus, sondern am 06. April 2017 rückte zudem die Vergangenheit Bernaus zu diesem Ereignis erneut in die Gegenwart und Geschichte wurde geschrieben.
Die Stadt Bernau rehabilitierte an diesem Tag, nach 400 Jahren, die im 16. Jahrhundert im Ort wegen Hexerei und Zauberei verfolgten, gefolterten und hingerichteten 25 Frauen und 3 Männer.
Ein nicht ganz so schauriger Teil der geschichtlichen Vergangenheit wurde zuvor am 11. und 12. März erlebbar.
Das 20. Schwertkämpfertreffen lud ein. Auf diesem treffen sich seit 20 Jahren die Schwertkämpfer verschiedenster Art.
Die Teilnehmer dieses Treffens pflegen die historischen Waffenkünste aus den unterschiedlichsten Jahrhunderten und Nationalitäten. Sie kamen aus Deutschland, aus der Tschechischen Republik und aus der Slowakischen Republik.
Zwei lange Tage kreuzten sich Klingen, krachten Schilde und schepperten Rüstungen. Zwei Tage bunten Treibens unter Interessenten, Trainierenden und Experten. Am ersten Tag fanden, ausschließlich in der Gemeinschaft der Schwertkämpfer, verschiedene Workshops statt, während am zweiten Tag viele Vorführungen und Shows die Besucher zum Staunen und Anfassen einlud. Es gab Verkaufsstände und Infostände an denen die Besucher Waffen, Kleidung und Ausrüstung anschauen und ausprobieren konnten.
DIE WORKSHOPS
DER SCHWERTKÄMPFER
Am ersten Tag gab es viele verschiedene Waffen zu sehen, denn einige der Schwertgruppen veranstalteten je einen Workshop an dem die anderen Kämpfer teilnahmen; sich in den jeweils anderen Disziplinen einweisen ließen und ausprobierten. Die Übungsleiter der verschiedenen Schwertgruppen studierten und trainierten seit vielen Jahren in ihrer Kunst. So fanden an diesem Wochenende viele Expertisen zusammen und tauschten sich aus. Die zahlreichen Teilnehmer aus den vielen Gruppen übten in diesen Workshops zusammen und halfen einander.
Das bunte freundschaftliche Treiben animierte so manchen Schwertkämpfer in bislang fremde Techniken und Kampfweisen einzutauchen.
So stellte man sich schnell die Frage wie den ein europäischer Schwertkämpfer eine asiatische Waffe abwehrt; wie ein Dolchkämpfer einem Langschwert begegnet; wie mit einem Bukler und wie mit einer Naginata gekämpft wird.
Naginata Workshop
Die Naginatagruppe von GENKIDO war an diesen zwei Tagen mit ihrem Pressestand vor Ort und zeigte, informierte und demonstrierte die Kampfkunst. Im Workshop zeigte GENKIDO dann worauf es beim Gebrauch dieser Langwaffe ankommt und wie sie zu handhaben ist. Der Name der Waffe, „Naginata“, wird sinngemäß übersetzt als „langes Schwert“ bzw. „(nieder)mähendes Schwert“. Aus dem feudalen Zeitalter Japans bekannt, ihre Hochzeit hatte sie etwas im 11. - 14. Jahrhundert, werden bis heute traditionelle kata (Kampf- und Bewegungsabläufe) bewahrt und geübt.
Die Waffe selbst kann unterschiedliche Längen haben. Ebenso kann die Klinge unterschiedliche Maße aufweisen. Alle Naginata haben jedoch gemeinsame Eigenschaften und Anwendungen. Als Waffe mit großer Reichweite diente sie zum Kampf auf Distanz; um Gegner von erhöhten Positionen herunter zu stoßen (z.B. vom Pferd) oder auch um ein berittenes Pferd reitunfähig zu schlagen.
Die prägnanten Bewegungsbilder der Naginata sind schwingende und raumgreifende Bewegungen und Blöcke mit den Seitenflächen der Schwertklinge oder auch mit dem langen Schafft. Ein Stich findet eher selten Anwendung, da sie wegen der Klingenform nicht schlagend sondern schneidend benutzt wird.
Die Teilnehmer des Workshops bekamen zunächst Einblicke in die Naginatakampfkunst. Erst wurden Grundtechniken gezeigt und erklärt. Dann eine der Basisübungen gezeigt und erläutert. Anschließend konnten sich die vielen Workshopteilnehmer ausprobieren. Insgesamt 19 Naginata standen für die vielen Interessierten bereit und reichten doch nicht aus.
Da sie selbst alle erfahrene Schwerttrainierende waren, zeigten sie sich aber besonnen und achtsam mit dem Umgang der unbekannten Naginata und wechselten sich zudem gegenseitig ab. So hatte jeder die Gelegenheit zum Üben. Deshalb konnten in diesem Workshop auch viele verschiedene Übungen und Techniken gezeigt und von den Teilnehmern ausprobiert werden.
Einfache Angriffe, Blöcke bis hin zu Konterangriffen wurden von den Workshopteilnehmern umgesetzt. Anschließend versuchten sie sich beim spannenden Rüstungsschlagen.
Ein Fernsehsender kam eigens um über diese speziellen Workshops zu berichten und interviewte die Gruppenleiter der prägnanten Workshop-Gruppen für einen Fernsehbeitrag. So wurde auch der Gruppenleiter der Naginatagruppe interviewt, die zum ersten Mal bei diesem Event dabei war. Er berichtete über die Waffe und die Kerndisziplinen der Kampfkunst und deren Unterschiede.
Der komplette TV-Beitrag kann hier angeschaut werden.
Das Naginatainterview beginnt ab Sendeminute 2:56.
Der TV-Bericht
zu den Workshops
Kampfkunst zum anfassen und mitmachen.
20. Schwertkämpfertreffen.
Die Naginataka im TV.
(Die unbegrenzte Nutzungslizenz für diesen TV-Beitrag liegt GENKIDO vor!)
Naginata & Ninjutsu
In einem späteren Workshop wurde die Naginata erneut thematisiert. In diesem Workshop ging es um die Klingenwaffen bzw. deren Abwehr im Ninjutsu. Hier kam die Frage auf wie die japanischen „Schattenkrieger“ wohl auf eine Naginata reagiert hatten. Also wurde die Naginata während des Ninjutsu-Workshops kurzerhand in den Fokus gerückt.
Der Übungsleiter von GENKIDO stand dem der Ninjutsugruppe bereit und griff demonstrativ an. Der Ninjutsuexperte erläuterte Techniken seiner Kampfkunst zur Abwehr einer solchen Langwaffe. Verschiedene Aspekte und Varianten wurden so gezeigt und veranschaulichten viele Details.
Die vielen Workshops des ersten Tages zeigten die Bandbreite der historischen Klingenwaffen sowie deren Anwendungen. Die zahlreichen Teilnehmer konnte sich bei den vielen anderen facettenreichen Workshops informieren und ausprobieren.
Dolch & Messerkampf
Degen- & Dolchkampf
der italienischen Schule
Fechtkunst der
französischen Schule
Ninjutsu
Dussack und Buckler
Deutsche Schwertkunst
Chinesische Schwertkunst
Auch wenn es ein langer anstrengender erster Tag war, so hatten die Teilnehmer Freude und ungebrochenes Interesse am gegenseitigen Austausch.
DIE VORFÜHRUNGEN DER SCHWERTKÄMPFER
Am zweiten Tag waren alle Kämpfer bereits wieder früh vor Ort, denn nun wurden die Pforten für die vielen Besucher geöffnet. Große und kleine Schwertliebhaber strömten in die Halle. So kamen im Tagesverlauf über 800 Interessierte um die 210 Kämpfer aus rund 20 Vereinen und Gruppen zu sehen und anzufassen. Für die ganz kleinen Ritter gab es einen Verkaufsstand. An diesem rüsteten sie sich, dank ihrer Könige und Königinnen ( die Eltern), schnell aus und tobten durch die Halle.
Insbesondere vor dem Pressestand der Naginatagruppe eröffnete sich ein ganzes Schlachtgetümmel. Für die Kinder gab es auch die Gelegenheit mit einer Armbrust zu schießen sowie die historischen Waffen mal selbst in die Hand zu nehmen.
Die Vorführungen des zweiten Tages starteten mit verschiedenen Eröffnungsreden und so manchem Spaß.
Den Anfang machte der Bürgermeister von Bernau, André Stahl, gefolgt von historischen Vereinen und Kampfkunstgruppen. Der Gruppenleiter der Naginatagruppe von GENKIDO bedankte sich für die Einladung zum Event und sprach Glückwünsche zum
20. Geburtstag des Schwertkämpfertreffens aus.
Im Anschluss standen für die Zuschauer viele verschiedene Vorführungen auf dem Programmplan. Waren die Akteure am Vortag in den Workshops noch in ihrer zivilen Kluft gekleidet, so standen sie nun in farbenprächtigen historischen Kostümen vor dem Publikum. Jeder Gruppenleiter erklärte zu Beginn seiner Vorführung die Historie, Kampfweise und Eigenarten seiner Schwertkunst, worauf die Gruppe diese dann demonstrierte.
Die Expertise aller vorführenden Gruppen zeigte sich dem Publikum, als es in den Vorführungen ans Eingemachte ging und die Zuschauer an diesem zweiten Tag viel erleben konnten.
Die Wikinger
Japanische Schattenkrieger
Römische Gladiatoren
Askanische Ritter
Japanische Ritter / Iaidô
Die Naginatakampfkunst
Im Laufe des Programms, zwischen all den farbenfrohen historischen Kostümen und Waffen, war auch GENKIDO mit der Naginatagruppe zu sehen. Zu Beginn der Vorführung begrüßte der Gruppenleiter das Publikum und stellte die Kampfkunst vor, die 2019 ihre Weltmeisterschaft in Deutschland austragen wird. Nach Erläuterung über die Herkunft und interessanten Details dieser Waffe, zeigte die Gruppe, die bereits Deutscher Meister war, Grundlagen dieser faszinierenden Kampfkunst mit der Naginata.
Stellungen, Schwünge, Schritte und Schläge. Anschließend wurden die ersten Angriffe und Konterangriffe demonstriert.
Hierbei sahen die Zuschauer was am Vortag die Teilnehmer des Naginata-Workshops ausprobieren konnten:
Distanzgefühl, Timing, Präzision und Handfertigkeit mit dieser langen Waffe. Die Bühne bot reichlich Platz dafür. Kurz darauf zeigten die Naginatakämpfer Übungen in Rüstung aus dem Trainingsalltag, gefolgt von einem Rüstungskampf.
Direkt im Anschluss folgten viele Kinder der Einladung auf die Bühne zu kommen um zu versuchen auf die Rüstung zu schlagen.
Die Freude war groß und so kamen letztlich nicht nur die Kleinen
sondern es traute sich auch so mancher erwachsener Zuschauer.
Kinder die sich nicht wagten, schauten gespannt zu,
während ihre Väter sich beim Rüstungsschlagen versuchten.
Das Video zur Vorführung der Naginatagruppe
Die Türkenkriege
Böhmische Streiter
Slowakische Schwertkämpfer
Französische Fechtkunst
Bernauer Briganten
(Bernauer Briganten)
Eine geübte Tanzgruppe zeigte verschiedene historische Tänze vor jeweils erklärten geschichtlichen Kontext. Hierbei wurden einfache und sehr komplizierte Choreografien gezeigt und, so auch in dieser mittelalterlichen Tradition, Können bewiesen.
Chinesische Kampfkunst
Freie Gladiatorenkämpfe
Deutsche Freifechter
Taiko
Viele Akteure der historischen Schwertkünste bereicherten das Tagesprogramm mit ihrem Eifer und trugen zu einem würdigen
20. Schwertkämpfertreffen in Bernau bei.
Akteure, Besucher, Freunde
Dank an die Stadt Bernau,
allen Teilnehmern und Besuchern für das Wachhalten der Geschichte.
Besuchermeinungen
„Ich komme jedes Jahr, seit 11 Jahren, und jedes Mal bin ich wieder überrascht über so viel Abwechslungsreiches“
Frauke Sophia Sommer aus Berlin
„Tolle Vorführungen und sehr interessante Teilnehmer. Ich freue mich schon auf das nächste Mal...“
Walter Hoffmann aus Berlin
„Am krassesten fanden wir die Wikinger und die deutschen Ritter. Die Chance bei der Naginata auf der Bühne auf diese Rüstung zu hauen war auch Klasse.“
Maximilian P. aus Berlin
„Die Veranstaltung fanden wir sehr gelungen. Wir konnten nicht nur viel sehen sondern auch mit den Leuten reden und die Waffen mal anfassen. Toll war auch die Möglichkeit auf die Bühne zu gehen und auszuprobieren bei den japanischen Lanzen [Anm. d. R.: Naginata].“
M. S. aus Berlin
„Einfach nur Klasse, Klasse Klasse!“
Thorsten W. aus Berlin